Das Musikleben hat in unserer Stadt eine lange Tradition. Immer finden sich in ihren Mauern Menschen, die durch Ausübung von Musik sich selbst und anderen Freude bereiten. Die ersten schriftlichen Aufzeichnungen finden wir in den Büchern der St. Martins Pfarrei aus dem Jahr 1683. Ältere Zeugnisse darüber waren nicht auffindbar - sie sind vermutlich in den Wirren des 30jährigen Krieges verloren gegangen. Nur die Sage vom "Linken Geiger" hilft uns weiter:
"Etwa 20 Jahre vor Ausbruch des 30jährigen Krieges herrscht in Gundelfingen schon reges Leben; Gewerbe und Handel blühten. Die Stadt hat damals einen Geiger, der Ulrich hieß - Utz genannt - von dem der alte Bericht sagt, dass beim Klang seiner Geige die Leute tanzen mussten, ob sie wollten oder nicht. Man fühlte sich wie mit Zaubergewalt von den Tönen fortgezogen. Der wundersam Künstler hat seit der Geburt an der linken Hand einige Finger zu wenig. Er war also genötigt, mit der Rechten zu spielen um mit der Linken den Bogen zu führen. Vielfach wird er weit und breit in der Gegend zu Lustbarkeiten gerufen. Er bildet sich mehrere junge Leute zu Gehilfen aus, die er aber alle zum Linksspielen erzog. Wird er nun irgendwo mit seiner Musikbande erwartet und kommt dann endlich, so heißt es: Juhö, jetzt geht's los, die Linken kommen. Im Laufe der Zeit, dem fröhlichen Geiger tat längs kein Zahn mehr weh, wird dieser Name als Scherzbezeichnung sämtlicher Bewohner seines Heimatortes angewendet, und sogar ein Maler bildet in der Spitalkirche seinen Engel ab, der in des alten Geigers Weise musiziert."
In
den folgenden Jahrhunderten ist das Musikleben in der Stadt eng mit dem
Amt des Türmers verbunden; zuerst mit dem erstmals im Jahre 1686
erwähnten Türmer Hanns Mayr vom oberen Tor, das 1868 abgerissen wurde und
später mit den Türmern des unteren Tores, das heute noch steht: Albr.
Seyfried (1708), David Bacher (1757), Georg Bacher (1807), Josef Bacher
(1831), Xaver Marz (1841), Joh. Sinnewald (1872) und Vinz Sinnewald
(1904).
Anlässlich zur Feier 290 Jahre Stadtmusik in Gundelfingen, wird der Stadtkapelle die vom Bundespräsidenten Gustav Heinemann gestiftete Pro Musica Plakette verliehen. Die Pro Musica Plakete gilt als Auszeichnung für die in langjährigem Wirken erworbenen Verdienste um die Pflege des instrumentalen Musizierens, und damit um die Förderung der kulturellen Lebens, erworben haben.
Gründung einer Jugendkapelle und somit Neuaufbau der Stadtkapelle. Bürgermeister Luitpold Lanzinger, Altenberg (Syrgenstein) und Bürgermeister Anton Walter übernehmen die Ausbildung des Nachwuchses.
Anton Walter übernimmt die Führung der Stadtkapelle und beginnt mit der Ausbildung von 26 Jugendlichen. In den Kriegswirren tritt eine kurze Zwangspause ein. Aber schon 1946 kann mit einer Genehmigung der Militärregierung ein neuer Anfang gesetzt werden. Unter dieser Lizenz dürfen als Abteilungen der Stadtkapelle auch die Tanzkapellen "Fischer", "Lyra" und "Spatzen" auftreten.
Dem Musiker Johann Sinnewald wird der Hochwachtdienst auf dem Unteren Tor und später die Musikmeisterstelle übertragen, nachdem er die Tochter der Türmerwitwe Katharina Marz geheiratet hat und ihm die Bürgeraufnahme erteilt wird. 32 Jahre lang versieht er seine Dienste zur vollsten Zufriedenheit. Ihm folgte sein Sohn Vinzenz nach.
Die Landwehr und damit das Musikkorps wird aufgelöst und ihr wohl musikalisch befähigter Leiter, der auch gleichzeitig städtischer Musikdirektor war, wird zum 01. Januar 1869 entlassen. Vorallem in der Heranbildung junger Musiker hat Decker keine glückliche Hand. Es folgen nun Jahre des Niedergangs, da der Magistrat die Musikmeisterstelle in eine Chorregentenstelle umwandeln will, was jedoch nicht zustande kommt.
Der Musiker und Instrumentenmacher Josef Decker aus Lauingen übernimmt daraufhin die Gesamtleitung der beiden Kapellen.
Nach dem Tode des Türmers Xaver Marz, führt dessen Gattin mit Hilfe des Musikers Johann Schmid aus Untermedlingen, die städtische Musik weiter. Es gibt jedoch bald Beschwerden. Schmidt, nicht Bürger der Stadt, muss sich 1858 von der Geschäftsführung zurückziehen. Da nun die städtische Musik ohne Leitung, die Bataillonsmusik ohne Beihilfe ist, entsteht eine kritische Zeit. Eine Lösung sieht der Magistrat darin, die Musik vom Türmerstand zu trennen und einen tüchtigen Musiker mit den Bezügen des Türmers einzustellen.
Unter Kapellmeister Josef Heichlinger sind es dann 19 Mann. Ihre Instrumente und Uniformen werden von der Stadt angeschafft.
Errichtung eines Landwehrbataillons mit Musikkorps. Dieses setzt sich jedoch größtenteils aus Musikern der Stadtmusik zusammen. Die Kapelle besteht aus 12 Mann unter der Leitung von Musikdirektor Josef Schwarz.
Das Amt des Präzeptors, also eines Lehrers, der auch als Chorregent tätig ist, erscheint.
Erste nachgewiesene Aufzeichnungen über die Existenz einer Stadtmusik in Gundelfingen.